Österreicherin seit 72 Tagen in Geiselhaft – wann hilft die Regierung?

Österreicherin seit 72 Tagen in Geiselhaft – wann hilft die Regierung?

Der Innenminister hält in Serie Vorträge über den angeblichen Stopp des Asyl-Familiennachzugs, die Außenministerin jettet nach New York zur UNO: Dass sich die neue Bundesregierung sehr für das tragische Schicksal der am 11. Jänner in Niger entführten Österreicherin interessiert, dieser Eindruck entsteht wirklich nicht.

Dabei ist die in Agadez überaus bekannte Entwicklungshelferin Eva G. nun schon 72 Tage in der Gewalt mehrerer Entführer – und es nicht bekannt, wie der gesundheitliche Zustand der Wienerin (73) ist.

„Ein Totalversagen der österreichischen Bundesregierung“, kritisiert ein früherer Mitarbeiter eines Nachrichtendienstes, der freundschaftliche Kontakte zu Österreichs DSN pflegt. Im Gespräch mit exxtra24 meint der Sicherheits-Experte: „Mittlerweile ist bekannt, dass es für die Entführung der Frau keinen politischen Grund gibt. Es geht um Geld. Die Täter wollen, dass die österreichische Regierung für die Freilassung des Entführungsopfers bezahlt.“

Früher hätte man auch einen derartigen Deal zustande gebracht, doch jetzt sind die Beziehungen zwischen Österreich und den dafür nötigen Mittelsmännern zu stark belastet.

Vom Innenministerium kam bisher keine Stellungnahme zum aktuellen Stand der Bemühungen Österreichs, Eva G. frei zu bekommen. Der Fall sei aktuell bei der Botschaft in Algerien, die auch für Niger zuständig sei.

Nach 72 Tagen Geiselhaft und keiner Stellungnahme des Innen- oder Außenministeriums zu diesem Verbrechen, dürfte es durchaus zulässig sein, der Bundesregierung Untätigkeit vorzuwerfen.

Hintergrund:

Die Entführung ereignete sich am 11. Jänner in der Nähe des Caritas-Büros von Agadez, wo sich auch der Wohnsitz der Betroffenen befindet. Drei vermummte Männer, die mit einem 4×4-Fahrzeug eintrafen, führten die Tat aus. Einer der Angreifer versuchte auf einen benachbarten Ladenbesitzer zu schießen, wurde jedoch versehentlich von seinen eigenen Komplizen angeschossen. Der verletzte Täter wurde anschließend gemeinsam mit Eva G.  in das Fluchtfahrzeug verladen, das sich in unbekannte Richtung entfernte.

Eva G. (73, Bild unten) lebt seit mehr als vier Jahrzehnten in Agadez und ist dort eine bekannte Persönlichkeit. Sie spricht fließend Tamachek und pflegte stets gute Beziehungen zur lokalen Bevölkerung. Ihr Einsatz für nomadische Gemeinschaften, insbesondere im sozialen Bereich, genießt große Anerkennung. Ein Großteil ihres Lebens war sie mit einem Mann aus Agadez verheiratet.

Niger ist ein Binnenstaat in Westafrika und gehört flächenmäßig zu den größten Ländern des Kontinents – über zwei Drittel seines Territoriums bestehen aus Wüste. Die Hauptstadt ist Niamey, die Amtssprache Französisch, und die Bevölkerung zählt etwa 26 Millionen Menschen.

Das Land grenzt an sieben Nachbarstaaten: Algerien, Libyen, Tschad, Nigeria, Benin, Burkina Faso und Mali.

Nach einem Militärputsch im Juli 2023 übernahm eine Militärjunta unter General Abdourahamane Tchiani die Macht. Die gewählte Regierung wurde entmachtet. Seitdem ist Niger politisch weitgehend isoliert, auch von der westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS.

Zudem ist das Land von Terrorismus und Instabilität betroffen, insbesondere in Grenzregionen, wo Gruppen wie Boko Haram oder der sogenannte Islamische Staat aktiv sind.

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