Die Reaktion der Europäischen Union auf die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, sogenannte „Reziprozitätszölle“ gegen sämtliche Handelspartner der USA zu verhängen, fällt zwar weniger aggressiv aus als zunächst erwartet – dafür zeigt sie ein gewisses Maß an Kreativität, wenn es darum geht, die Vereinigten Staaten dort zu treffen, wo es besonders wehtut.
Laut einem internen Dokument, das die Politik-Plattform POLITICO einsehen konnte, erwägt die EU-Kommission die Einführung von Zöllen in Höhe von bis zu 25 Prozent auf ein breites Spektrum von US-Exportgütern im Wert von rund 22,1 Milliarden Euro (bezogen auf die EU-Importe des Jahres 2024).
Auf der Liste finden sich gängige landwirtschaftliche und industrielle Erzeugnisse wie Sojabohnen, Fleisch, Tabak, Eisen, Stahl und Aluminium – also genau jene Branchen, die stark auf den transatlantischen Handel angewiesen sind. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Die Handelsstrategen der EU haben ihr tiefes Wissen über obskure Zolltarife mit einer Prise ungewohnter Kreativität – und einer Portion passiv-aggressiver Schadenfreude – gewürzt, um gezielt Trumps politische Basis zu treffen.
Die Mitgliedstaaten der EU sollen am Mittwoch über die neuen Zölle abstimmen. Mit größerem Widerstand wird dabei nicht gerechnet.
Sobald die Listen (technisch gesehen sind es mehrere) genehmigt sind, treten die ersten Zölle – etwa auf Cranberrys und Orangensaft – am 15. April in Kraft. Diese waren ursprünglich bereits 2018 unter Trumps erster Amtszeit eingeführt, dann aber 2021 ausgesetzt worden.
Am 16. Mai folgt eine zweite Runde mit 25 Prozent Zoll auf weitere Waren wie Stahl, Fleisch, weiße Schokolade und Polyethylen. Den Abschluss bildet eine dritte Runde mit Zöllen auf Mandeln und Sojabohnen, die ab dem 1. Dezember gelten wird – offenbar möchte die Kommission auch etwas Spannung erzeugen.
Exporte um 13,5 Milliarden US-Dollar betroffen
Insgesamt sollen laut POLITICO-Analyse EU-Zölle Exporte aus US-Bundesstaaten im Wert von bis zu 13,5 Milliarden Dollar treffen – überwiegend aus den sogenannten „Red States“, den republikanisch geprägten Staaten.
Besonders sind Produkte aus Republikaner-Staaten von den neuen EU-Zöllen betroffen: Rindfleisch aus Kansas und Nebraska, Geflügel aus Louisiana, Autoteile aus Michigan, Zigaretten aus Florida, sowie Holzprodukte aus North Carolina, Georgia und Alabama.
Einige Güter schafften es nicht auf die endgültige Liste – etwa Whiskey, der nach erfolgreicher Lobbyarbeit durch Frankreich, Italien und Irland gestrichen wurde. Doch andere, eher kuriose Exportgüter, die gezielt in republikanischen Bundesstaaten produzierte Nischenmärkte treffen sollen, blieben erhalten.
Dazu zählen unter anderem:
– Eiscreme aus Arizona,
– Taschentücher aus South Carolina,
– Heizdecken aus Alabama,
– Krawatten und Fliegen aus Florida (außer aus Seide – damit kann das demokratische Kalifornien gerne einspringen),
– sowie Waschmaschinen aus Wisconsin.
Auch Pasta-Produkte aus Florida und South Carolina werden künftig mit EU-Zöllen belegt.
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