Ölpreise stürzen auf Vierjahrestief – Opec+ überrascht

Ölpreise stürzen auf Vierjahrestief – Opec+ überrascht

Dramatischer Preissturz bei Roh-Öl – der Grund dafür ist eine unerwartete Entscheidung der Opec+, die im Juni mehr Öl fördern will als ursprünglich geplant – und das in einem ohnehin bereits schwachen Marktumfeld.

Ein Fass US-Leichtöl (WTI) verbilligte sich um knapp 4 Prozent auf 56 US-Dollar, während der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent um 3,5 Prozent auf gut 59 US-Dollar pro Fass fiel. Damit setzen sich die Verluste der vergangenen Wochen dramatisch fort.

Opec+ weicht von ursprünglichem Förderplan ab

Am Wochenende hatten acht Mitgliedstaaten der Opec+ angekündigt, ihre tägliche Fördermenge im Juni weiterhin um 411.000 Barrel pro Tag zu erhöhen – exakt so viel wie bereits im Mai, berichtet der Schweizer „Blick“. Der ursprüngliche Plan sah jedoch nur eine zusätzliche Förderung von 137.000 Barrel vor.

Diese überraschende Kurskorrektur kommt trotz bereits fallender Preise und wurde von Marktbeobachtern mit Erstaunen aufgenommen. „Die Opec+ hat eine Bombe auf den Ölmarkt geworfen“, kommentierte Jorge Leon vom norwegischen Energieberatungsunternehmen Rystad Energy gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Die Entscheidung sei ein klares Zeichen, dass das Bündnis versuche, verlorene Marktanteile zurückzuerobern – und sich damit von seiner bisherigen Strategie der Angebotsverknappung verabschiedet.

Neue Strategie: Marktanteile statt Preisstabilität?

Seit der Gründung des erweiterten Opec+ Bündnisses im Jahr 2016 – bestehend aus den 13 Opec-Mitgliedern unter der Führung Saudi-Arabiens und neun Partnern wie Russland – hatte die Allianz mit koordinierten Förderkürzungen erfolgreich die Ölpreise stabilisiert oder gesteigert. Millionen Barrel wurden dabei bewusst zurückgehalten, um das Angebot zu verknappen.

Doch die aktuelle Entwicklung deutet auf einen strategischen Kurswechsel hin: Statt die Preise zu stützen, scheint nun der Wettbewerb um Marktanteile wieder in den Vordergrund zu rücken. Gründe dafür könnten die sinkende globale Nachfrage, zunehmende Konkurrenz durch US-Schieferölproduzenten sowie die Auswirkungen des wirtschaftspolitischen Kurses der USA unter Präsident Donald Trump sein, dessen jüngste Handelskonflikte bereits für Turbulenzen an den Rohstoffmärkten gesorgt hatten.

Ausblick: Volatile Zeiten für den Energiemarkt

Experten rechnen angesichts dieser neuen Dynamik mit weiteren Schwankungen am Ölmarkt. Insbesondere ölproduzierende Schwellenländer, die stark auf Einnahmen aus dem Rohstoffexport angewiesen sind, könnten unter dem Preisverfall leiden. Gleichzeitig profitieren Verbraucherländer von günstigeren Energiekosten, was insbesondere in Europa für eine gewisse wirtschaftliche Entlastung sorgen könnte.

Ob die Opec+ ihren Kurs beibehält oder angesichts möglicher Reaktionen anderer Förderländer doch wieder auf Kürzungen umschwenkt, bleibt vorerst offen. Klar ist: Der Ölmarkt steht vor einem neuen Kapitel – geprägt von Unsicherheit, Machtverschiebungen und wachsendem Wettbewerbsdruck.

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Schichl Reinhold

Leider kommt beim Endverbraucher nichts an

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