Nach drei Jahren erbitterter Kämpfe sind die ukrainischen Truppen gezwungen, sich unter schweren Verlusten zurückzuziehen, berichtet aktuell die NZZ.  Kritiker machen das Oberkommando für strategische Fehler verantwortlich, die zur aktuellen Situation beigetragen haben.

 Frontlinien brechen ein

An mehreren Abschnitten der Front sind die ukrainischen Verteidigungslinien eingebrochen. Besonders brisant ist die Lage bei der Hauptfront bei Pokrowsk, wo russische Truppen in den vergangenen Tagen erhebliche Geländegewinne verzeichnen konnten. Mittlerweile wird die Stadt auch von Westen her bedroht, was das Risiko erhöht, dass Pokrowsk vom Nachschub abgeschnitten wird.

Auch die Situation in Welika Nowosilka verschärft sich weiter. „Es gibt das Risiko einer operativen Einkreisung“, erklärte ein ukrainischer Armeesprecher im Fernsehen. Russlands Artillerie verstärkt den Druck, um die ukrainischen Truppen von der Verbindung zur Stadt abzuschneiden.

Strategische Bedeutung von Welika Nowosilka

Welika Nowosilka, eine kleine Stadt mit etwa 5300 Einwohnern vor Beginn des Krieges, war bisher ein wichtiger Verteidigungsposten. Während das Zentrum der Stadt noch von ukrainischen Einheiten gehalten wird, haben russische Truppen bereits die Flanken im Norden und Süden unter Kontrolle gebracht. Die Stadt liegt am südwestlichsten Frontabschnitt im Gebiet Donezk, nahe der Grenze zum Gebiet Saporischschja – eine strategisch wichtige Region im Süden der Ukraine.

Zwangsevakuierungen im Gebiet Charkiw

Im ostukrainischen Gebiet Charkiw haben die Behörden angesichts intensiver russischer Angriffe Zwangsevakuierungen für 16 Ortschaften angeordnet. Besonders gefährdet seien Familien mit Kindern, die dringend zum Verlassen der Gebiete aufgefordert wurden. „Wir rufen Familien mit Minderjährigen auf, ihr Leben zu schützen und die gefährlichen Zonen zu verlassen“, sagte Gebietsgouverneur Oleh Synjehubow.

Der Rückzug aus Welika Nowosilka und die verstärkte russische Offensive zeigen, dass die ukrainischen Verteidigungslinien zunehmend unter Druck geraten – eine Entwicklung, die sowohl für die militärische Strategie als auch für die Zivilbevölkerung schwerwiegende Konsequenzen hat.