Könnte Peter Turkson der erste schwarze Papst der Kirchengeschichte werden?
Peter Turkson stammt aus Cape Coast in Ghana und ist das Kind einer ghanaischen Mutter und eines Vaters mit Wurzeln im Libanon. Bereits früh trat er ins Priesterseminar ein, studierte später Theologie in Rom und wurde 1975 zum Priester geweiht. Nach weiterführenden Studien in den USA kehrte er zurück nach Ghana, wo er unter anderem als Professor und schließlich als Erzbischof von Cape Coast tätig war.
2003 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben – als einer der ersten hohen Vertreter der Kirche aus Westafrika im Kardinalskollegium.
Unter Papst Benedikt XVI. wurde Turkson zum Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ernannt, später unter Papst Franziskus zum Leiter des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen – eine Schlüsselstelle für soziale, wirtschaftliche und ökologische Fragen im Vatikan.
Turkson gilt als profilierter Vertreter einer katholischen Soziallehre, die sich für Armutslinderung, Friedenssicherung und den Klimaschutz starkmacht. Er arbeitete eng mit Papst Franziskus an der Enzyklika „Laudato si’“, dem zentralen Lehrschreiben zur ökologischen Verantwortung.
Theologie und Positionen
Turkson vertritt einen progressiv-sozialen Katholizismus, der sich für globale Gerechtigkeit einsetzt, zugleich aber in moraltheologischen Fragen eher konservativ geprägt ist. In Fragen wie der Rolle der Frau in der Kirche oder der Homosexualität äußert er sich vorsichtig im Sinne der kirchlichen Lehre, ohne fundamentalistisch zu wirken.
Er ist bekannt für seine Vermittlerrolle, seine diplomatische Sprache und seine tiefe Verwurzelung im afrikanischen Christentum.
In kirchlichen Kreisen wird Turkson seit Jahren als „papabile“ (als Papstkandidat) gehandelt – zuletzt beim Konklave 2013, das Papst Franziskus hervorbrachte. Sollte es nach dem derzeitigen Pontifikat zu einem erneuten Konklave kommen, dürfte sein Name wieder fallen.
Ein afrikanischer Papst wäre eine historische Zäsur: Zwar gab es in der frühen Kirchengeschichte Päpste mit nordafrikanischen Wurzeln (wie Viktor I. oder Miltiades), aber noch nie einen Schwarzafrikaner auf dem Stuhl Petri.
Mit seiner internationalen Erfahrung, theologischen Bildung, weltoffenen Haltung und afrikanischen Identität vereint Turkson viele Qualitäten, die eine weltweite Kirche heute braucht.
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