„Wer wird jetzt die Zeche bezahlen? Die es sich leisten können, oder jene die sich nicht wehren können? Unsere Aufgabe, die Aufgabe der Gewerkschaft, ist es die arbeitenden Menschen vor der Gier so mancher zu schützen“, analysiert Roman Hebenstreit (53), der Vorsitzende der Gewerkschaft vida kritisch die aktuelle politische Situation für exxtra24. Und er sagt klar: „Wir werden ganz genau aufpassen, was jetzt bei den Koalitionsverhandlungen passiert.“
Österreichs und Deutschlands neue Medien-Website exxtra24 wollte von einem der wichtigsten Gewerkschafter wissen, wie er die aktuelle politische Situation nach den Scheitern der Koalitionsverhandlungen von ÖVP, SPÖ und den NEOS sieht – Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida (Verkehr, Dienstleistungen, Gesundheit und Tourismus) spricht dabei Klartext: „Die ÖVP hat als ,Hure der Reichen‘ den Staat ausgeraubt und ein gewaltiges Budgetloch hinterlassen.“ Jetzt sei laut Hebenstreit die große Frage: „Wer zahlt die Zeche? Jene, die es sich leisten können, oder jene die sich nicht wehren können?“
Und der Gewerkschafter sagt: „Wir stehen mit unserer vida auf der Seite jener, die sich alleine nicht wehren können, auf der Seite der Arbeitnehmer.“ Jetzt werde sich laut Roman Hebenstreit zeigen „ob die FPÖ den Steigbügelhalter für die Oligarchen der Industriellenvereinigung macht“.
Die Arbeitnehmervertretung werde jedenfalls „genau aufpassen“, wie sich die Koalitionsgespräche zwischen ÖVP und der FPÖ entwickeln, kündigt der vida-Chef an: „Jetzt stellt sich die Frage: Wer hält für das ungeheuer große Budgetloch den Kopf hin? Wir sind jedenfalls unseren vida-Mitgliedern verpflichtet.“ Ob nun auch schon Kampfmaßnahmen der Gewerkschaft geplant sind, möchte Hebenstreit nicht konkret beantworten. Nur: „Es gab ja Pläne der ÖVP, im öffentlichen Bereich Gehaltserhöhungen zu begrenzen – das trifft dann nicht nur irgendwelche Sektionschefs, sondern auch den Verschieber bei der Bahn oder die Kindergärtnerin.“
Generell werde das politische Klima in Europa nicht besser, sagt Roman Hebenstreit: „Der Klassenkampf kehr zurück. Man hat den Jungen durch unsozialen Wettbewerb und Konkurrenzdruck am Arbeitsmarkt immer mehr die Perspektiven für ihre Zukunft geraubt. Wenn die Unsicherheiten steigen führt das zwangsläufig zur politischen Polarisierung.“ Und der Gewerkschafter betont: „Ich habe nichts gegen Streit – in einer Demokratie muss sogar gestritten werden, um zu guten Kompromissen zu finden. Was wäre denn die Alternative? Etwa die Ausübung von Gewalt?“
Zum großen Thema der wachsenden Globalisierung sagt Roman Hebenstreit: „Österreich hat keine großen Bodenschätze. Die einzige Ressource, die wir haben – das sind die Menschen, die hier leben. Deshalb sind Investitionen in das Bildungssystem unumgänglich.“ Auch die nächste Bundesregierung müsse massiv in die Bildung investieren.
Die vida hat aktuell 133.000 Mitglieder – exxtra24 wollte vom Gewerkschafts-Vorsitzenden noch wissen, wie jetzt – 2025 – junge Menschen für eine aktive Beteiligung in der Arbeitnehmervertretung gewonnen werden können. Hebenstreit dazu: „Demokratie darf niemals auf politische Parteien, das Parlament oder die Regierung reduziert werden. Wir müssen die Menschen Demokratie erleben lassen, und sie an Entscheidungen beteiligen. Als vida sind wir diesen Weg zuletzt durch Umfragen oder Urabstimmungen verstärkt gegangen. Nur so wächst die Erkenntnis: Ich bin nicht ohnmächtig gegen die großen Entscheidungen.“
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