Die beliebte Plattform OnlyFans, auf der Millionen Nutzer weltweit mit eigenen Nacktaufnahmen oder erotischen Inhalten Geld verdienen, steht in Schweden vor dem Aus. Das Land könnte als erstes in Europa die Seite gesetzlich verbieten – und damit ein deutliches Zeichen gegen die Kommerzialisierung sexueller Inhalte setzen.
Neue Gesetzesinitiative im schwedischen Parlament
Am 20. Mai stimmt das schwedische Parlament über eine Gesetzesänderung ab, die weitreichende Folgen für das Geschäftsmodell von OnlyFans hätte. Bisher ist es in Schweden bereits illegal, sexuelle Dienstleistungen zu kaufen – Freier machen sich strafbar, nicht aber Prostituierte selbst. Mit der neuen Regelung soll der Begriff „sexuelle Dienstleistungen“ zu „sexuelle Handlungen“ erweitert werden. Ziel: auch digitale Angebote wie Cam-Sex, Telefonsex oder Erotik-Chats unter Strafe zu stellen.
Damit gerät auch OnlyFans ins Visier, denn viele Inhalte dort fallen künftig unter diese Definition, berichtet die BILD. Sollte das Gesetz verabschiedet werden, könnten Nutzer und Anbieter dieser Inhalte strafrechtlich verfolgt werden – ein massiver Einschnitt für das Portal.
Unterstützung aus der Zivilgesellschaft – Kritik von der Plattform
Unterstützt wird die geplante Gesetzesänderung unter anderem vom schwedischen Verein Talita, der Frauen beim Ausstieg aus der Sexarbeit hilft. Eine Sprecherin warnt:
„Frauen auf OnlyFans sind genauso gefährdet wie andere Sexarbeiterinnen. Gerade in prekären Lebenssituationen entsteht schnell finanzieller Druck, sich zu entblößen.“
Die Betreiber von OnlyFans wehren sich gegen die Vorwürfe. Kommunikationschefin Sue Beeby forderte ein Treffen mit Justizminister Gunnar Strömmer und betonte den wirtschaftlichen Nutzen der Plattform:
„Wir zahlen jährlich 12 Millionen Dollar an Steuern in Schweden und bieten insbesondere Frauen und LGBTQ-Personen eine Möglichkeit, finanziell unabhängig zu werden.“
In Deutschland ist Prostitution grundsätzlich legal – ein generelles Verbot von OnlyFans steht hier derzeit nicht zur Debatte. Dennoch gibt es Diskussionen, vor allem rund um den Jugendschutz. Medienanwalt Tim Hoesmann erklärt:
„Theoretisch wäre ein Verbot denkbar, wenn die Plattform dauerhaft gegen deutsche Jugendschutzregeln verstößt. Allerdings wurden in der Vergangenheit bereits Einschränkungen bei extremen Inhalten vorgenommen.“
OnlyFans selbst hatte zuletzt einige Inhalte – etwa besonders explizite Darstellungen – von der Plattform verbannt, um internationalen Regulierungen zuvorzukommen.
Berufsverband: „Verbote lösen keine Probleme“
Aus der Sexarbeit-Szene kommt ebenfalls Widerspruch gegen die schwedischen Pläne. Johanna Weber, Sprecherin des Berufsverbands Sexarbeit, mahnt zur Differenzierung:
„Ich würde diese Plattform nicht verbieten. Probleme sollte man gezielt angehen – nicht durch pauschale Verbote. In Deutschland gilt das, was dort angeboten wird, rechtlich nicht als Prostitution.“
Ein europäisches Signal?
Sollte Schweden den Gesetzesentwurf verabschieden, könnte das eine Signalwirkung für andere Länder in Europa entfalten. In einer Zeit, in der digitale Plattformen zunehmend moralisch und juristisch bewertet werden, stellt sich erneut die Grundsatzfrage: Wie frei darf Sexarbeit im digitalen Raum sein – und wo beginnt die staatliche Verantwortung?

Credits: @avvaballerina
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