Gegründet 1963 im Bundesstaat New York, galt Weight Watchers jahrzehntelang als erste Anlaufstelle für Menschen, die auf gesunde Weise abnehmen wollten. Im Mittelpunkt stand stets das bekannte Punktesystem, das Lebensmitteln einen bestimmten Wert zuweist und den Teilnehmern eine individuelle Tagesbilanz vorgibt – basierend auf Faktoren wie Gewicht, Geschlecht und Alter.
Doch in einer Zeit, in der Abnehmmedikamente wie Ozempic und Wegovy, kostenlose Online-Angebote und Fitness-Apps den Markt dominieren, hat das klassische WW-Modell zunehmend an Relevanz verloren. Während früher Gruppentreffen und der Austausch unter Gleichgesinnten zentrale Bestandteile des Programms waren, orientieren sich viele heute an digitalen Lösungen – schnell, individuell und oft kostenlos.
Oprah Winfreys Rückzug als Wendepunkt
Einen schweren Schlag musste das Unternehmen auch durch den Rückzug von Oprah Winfrey hinnehmen. Die prominente US-Moderatorin war 2015 als Großaktionärin und Aufsichtsratsmitglied eingestiegen und hatte WW stark öffentlich unterstützt. 2024 legte sie jedoch ihr Amt nieder – kurz nachdem sie öffentlich gemacht hatte, selbst auf medikamentöse Hilfe zur Gewichtskontrolle zu setzen.
In einem Interview bezeichnete Winfrey die Existenz solcher Medikamente als „Erlösung“ und „Geschenk“ – eine Aussage, die sinnbildlich für den grundlegenden Wandel im Abnehmverständnis vieler Menschen steht.
Versuch der Neupositionierung als Wellness-Marke
Bereits in den letzten Jahren hatte sich WW bemüht, sich als ganzheitliche Wellness-Marke zu positionieren. Der Fokus sollte weniger auf reiner Gewichtsabnahme, sondern auf einer „positiven Beziehung zu Essen“ liegen. Mit der Übernahme des Start-ups Sequence für 106 Millionen US-Dollar wagte man 2023 den Schritt in die Telemedizin und das digitale Gewichtsmanagement. Zwar verzeichnete dieser Bereich zuletzt ein Wachstum von 57 Prozent – doch das reichte nicht, um die Gesamtbilanz zu retten.
Schulden in Milliardenhöhe – Hoffnung auf Sanierung
WW International sitzt mittlerweile auf einem Schuldenberg von 1,15 Milliarden US-Dollar. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens will das Unternehmen seine finanziellen Verpflichtungen neu strukturieren, Teile des Geschäftsmodells anpassen und die Marke langfristig neu ausrichten.
In einer Stellungnahme teilte das Unternehmen mit, man wolle „WW für nachhaltiges Wachstum und künftigen Erfolg neu positionieren“.
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