Wasserstoffzüge stehen: Kein Treibstoff

Wasserstoffzüge stehen: Kein Treibstoff

Die Vorfreude der Bahnbetreiber war groß: 38 neue Züge hat die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) für das Netz der Heidekrautbahn nördlich von Berlin bei Siemens bestellt, sieben mit Wasserstoffantrieb. Mit einer Reichweite von bis zu 1000 Kilometern sind die Wasserstoffzüge ideal für Strecken ohne Oberleitung. Doch seit dem 27. Dezember stehen die neuen Züge, nach nur zwei Wochen im Betrieb, still. Der Grund: Es fehlt an Wasserstoff. Der wird auch per Lkw (!) aus Österreich geliefert.


Herausforderungen bei der Wasserstoffversorgung

Der benötigte Wasserstoff wird derzeit per LKW aus Frankfurt am Main und sogar Österreich nach Brandenburg transportiert. Dort werden die Züge in einem aufwendigen Prozess direkt aus den Tanklastwagen befüllt. Diese Methode ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch personalaufwendig – und nicht wirklich umweltschonend, wenn der Wasserstoff per Diesel-Lkw kommt. Derzeit sucht man nach alternativen Bezugsquellen, um die Versorgungslücke zu schließen. Bis dahin müssen Dieselzüge von anderen Linien einspringen, was zu verkürzten Zügen und weniger Sitzplätzen führt.


Zukunft von Wasserstoffzügen

Wasserstoffzüge kämpfen in Deutschland derzeit mit einem angekratzten Image. Im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) hat der Hersteller Alstom seit über zwei Jahren mit erheblichen technischen Problemen zu kämpfen, was mittlerweile sogar dazu geführt hat, dass Ersatz für die unzuverlässigen Fahrzeuge angeschafft werden soll.

Die Lage in Brandenburg ist jedoch weniger dramatisch. Die neuen Züge gingen wie geplant Mitte Dezember in den Fahrgastbetrieb und fahren, sofern ausreichend Wasserstoff vorhanden ist, zuverlässig. Sobald die Lieferprobleme gelöst sind, sollen die Züge wieder regulär eingesetzt werden. Allein auf der Heidekrautbahn könnten dadurch jährlich über eine Million Liter Diesel eingespart werden.


Mehr Komfort für die Fahrgäste

Die neuen Züge bieten nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch deutlich mehr Komfort für die Fahrgäste. Zu den Verbesserungen zählen eine barrierefreie Ausstattung, moderne Infomonitore, Steckdosen, USB-Anschlüsse, mobilfunkdurchlässige Scheiben, leistungsstarke Klimaanlagen sowie mehr Platz und zusätzliche Stellflächen für Fahrräder und Gepäck.


Langfristige Lösungen in Sicht

Für die langfristige Wasserstoffversorgung ist bereits eine nachhaltige Lösung geplant: Entlang der Strecke wird eine Wasserstoff-Tankstelle gebaut, die die Züge mit lokal produziertem Wasserstoff aus Windenergie und Wasserkraft versorgen soll. Ursprünglich sollte diese Tankstelle schon 2024 in Betrieb gehen, jedoch verzögert sich der Bau. Bis dahin bleibt man auf die Anlieferung per LKW angewiesen.


Die aktuellen Herausforderungen verdeutlichen zwar die Schwierigkeiten bei der Umsetzung neuer Technologien, zeigen aber auch, dass Lösungen in Arbeit sind, um Wasserstoffzüge als umweltfreundliche Alternative zu etablieren.

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