Terror gegen Charlie Hebdo: Was wurde besser?

Terror gegen Charlie Hebdo: Was wurde besser?

Elf Tote in der Redaktion, ein getöteter Polizist auf der Fluchtroute: Der blutige Anschlag der Islamisten gegen die französische Satirezeitung Charlie Hebdo erschütterte im Jänner 2015 die Welt. Zehn Jahre später analysiert der bekannte Terrorismus-Experte Peter R. Neumann die aktuelle Gefährdungslage: Was wurde seitdem besser?

Seine Expertise zur Terror-Gefahr lässt wenig Platz für Optimismus – so schreibt der Publizist und Politikwissenschaftler Peter R. Neumann (51): „Es gibt viele Dinge, die sich NICHT verändert haben: Es gibt immer noch eine Bedrohung durch dschihadistischen Terrorismus. Wenn überhaupt, dann hat sich diese wieder verstärkt. Das Volumen dschihadistischer Aktivität in Europa ist in den letzten 15 Monaten um das Vierfache angestiegen.“

Und er berichtet weiter auf seinem X-Account: „Die Ideologie der Dschihadisten hat sich nicht geändert. Sie wähnen sich in einem globalen Religionskrieg, in dem sie für den (einzig wahren) Islam kämpfen. Kirchen, Synagogen und alles, was den Islam beleidigt (wie etwa Charlie Hebdo), sind nach wie vor Ziele.“

Bei den mörderischen Methoden der Terroristen sehe er eine gewisse Kontinuität: „Schon vor zehn Jahren ging es nicht mehr (nur) um klassische Selbstmordanschläge. Charlie Hebdo war eine sogenannte Inghimasi-Attacke, bei der Attentäter so lange töten, bis sie selbst getötet werden. Ähnlich wie etwa Moskau letztes Jahr.“

„Was hat sich also verändert?“, stellt Neumann dann die Frage in seinem X-Posting: „Charlie Hebdo war der letzte große Anschlag der al-Qaeda in Europa. Der Aufstieg seiner (noch radikaleren) Splittergruppe IS kündigte sich damals bereits an. Und bis heute ist es v.a. der IS – nicht al-Qaeda -, der Europa terroristisch bedroht. Das ,Epizentrum‘ des Terrors hat sich verschoben. Vor 10 Jahren hatte sich der IS in Syrien/Irak ein riesiges ,Kalifat‘ erkämpft. Davon ist kaum noch was übrig. Der aktuell stärkste IS-Ableger kommt aus Afghanistan. Und das ,Kalifat‘ ist heutzutage vor allem virtuell. Es gibt auch eine neue Generation von Attentätern. Sie sind häufig sehr jung, radikalisieren sich im Internet und handeln allein. Ihre Anschlagsmittel sind einfach (Autos, Messer), und ihre Motivation ist oftmals weniger Ideologie als Gewaltfantasie.“

Und der Terrorismus-Experte mahnt die Politik zum Handeln: „Charlie Hebdo war eine Zäsur. Aber dschihadistischer Terror ist leider nach wie vor aktuell. Seine politische und gesellschaftliche Sprengkraft in Europa ist höher denn je. Und deswegen ist es immer noch wichtig, sich ihm entgegenzustellen. Meine Forderung: Nach einigen Jahren der relativen ,Ruhe‘ müssen wir die Bekämpfung des dschihadistischen Terrorismus wieder priorisieren. Um welche Strategie und Prioritäten es dabei konkret gehen sollte, erkläre ich auch in meinem neuen Buch.“

 

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Helmut Schleifer

Was wurde besser? Nichts!

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