ORF bewirbt ernsthaft „Aderlass nach Vollmond“

ORF bewirbt ernsthaft „Aderlass nach Vollmond“

„Der ORF-Newsroom vernetze sich mit internationalen Faktencheck-Expertinnen und -Experten, um Falschinfos noch besser aufdecken und einordnen zu können“, meinte Helene Voglreiter, Redaktionsleiterin für Verifikation, noch vor knapp einer Woche zur Aufnahme des ORF in das „Faktencheck-Netzwerk der Vereinigung öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten Europas“ (EBU). Ziel des neuen EBU sei die internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen Fake News und Desinformation.

Aber was macht genau dieser ORF sechs Tage später? In seiner Bundesland-Ausgabe für Oberösterreich bringt der Staatsfunk eine Lobeshymne auf die im Mittelalter und in der Renaissance noch gebräuchliche Behandlungsmethode des Aderlasses.

Dazu wird – ernsthaft – ein Experte zitiert: „Wir machen es in den ersten sechs Tagen nach Vollmond, wir machen es in einer der drei Venen in der Ellenbeuge.“

Esoterik-News unkritisch in ORF-Bericht gebracht

Also kurz „nach Vollmond“ – und dazu kommt kein Einwand der ORF-Berichterstatter, dass diese Methode nicht so ganz in die moderne Medizin passe.

Ein bekannter Allgemeinmediziner und Fachmann für Innere Medizin meint zu dem Beitrag: „Wer das für sich gut findet, sollte lieber Blut spenden gehen. Das klingt alles sehr nach Esoterik.“

Vielleicht sind Faktenchecker des ORF ja schon dabei, das genauer aufzuklären: mit einigen Selbstversuchen kurz nach Ende des Vollmonds und auch mit einigen Schnitten während der Vollmond zu sehen ist. Freiwillige dürften dafür ja bei einer ORF-Mannschaft von 3200 Mitarbeitern ausreichend vorhanden sein.

Noch zum Aderlass – bereits im späten 17. Jahrhundert kam zunehmend Kritik auf:

  • Blutverlust schwächte oft die Patienten zusätzlich.

  • Der medizinische Nutzen war nicht nachweisbar.

  • Mit dem Aufstieg der modernen Medizin und neuen Erkenntnissen in Anatomie, Physiologie und Mikrobiologie verlor der Aderlass seine Bedeutung.

Er verschwand aber erst im 19. Jahrhundert langsam aus der regulären Schulmedizin – obwohl er stellenweise noch bis ins 20. Jahrhundert hinein praktiziert wurde.

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Regina Buresch

Der Bericht ist nicht ganz richtig. Aderlass gibt es auch heute noch in der Schulmedizin. Der Aderlass ist bei Hämochromatose (zu viel Eisen im Blut) die Behandlung der Wahl.

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