„Seit Oktober heißt es bei der Caritas, dass eine Prüfung läuft. Mehr erfahren wir nicht“, berichtet ein Ukrainer, der sich stellvertretend für eine Gruppe von Landsleuten an die Medien gewandt hat. „Die Menschen haben kein Geld mehr, um Lebensmittel zu kaufen oder ihre Unterkunft zu bezahlen“, zitiert ihn der Standard.
Auch eine Ukrainerin berichtete in der Sendung Wien heute auf ORF 2 über ihre schwierige Situation. Seit Dezember 2024 habe sie keine Zahlungen mehr erhalten. „Ich lebe mit meiner Tochter zusammen, die arbeitet. Ich muss helfen, die Wohnung zu bezahlen“, erklärte sie.
Strengere Prüfrichtlinien bei der Grundversorgung
Die Caritas Wien ist lediglich die Auszahlungsstelle für die Grundversorgung, die sowohl Kriegsvertriebenen als auch allen bedürftigen Asylwerberinnen und Asylwerbern zusteht. Die Mittel stammen vom Fonds Soziales Wien (FSW). 34.000 Drittstaatsangehörige sind in Wien derzeit bezugsberechtigt. Ein alleinstehender Erwachsener, der privat wohnt, erhält maximal 165 Euro Wohngeld monatlich, eine Familie bis zu 330 Euro. Zusätzlich gibt es für Erwachsene bis zu 260 Euro Verpflegungsgeld, für Minderjährige maximal 145 Euro.
Um Anspruch auf die Grundversorgung zu haben, muss die Bedürftigkeit nachgewiesen werden. Seit etwa einem halben Jahr prüft der Fonds Soziales Wien diese Voraussetzung deutlich strenger als zuvor. Dies betrifft sowohl Neuanträge als auch Änderungen bei bestehenden Bezügen. Grundlage der Prüfungen, die auf Kontoauszügen basieren, ist eine neue Förderrichtlinie des FSW. Gleichzeitig sind alle arbeitsfähigen ukrainischen Vertriebenen verpflichtet, sich beim AMS zu melden.
Betroffene warten wochenlang auf Zahlungen
Laut einer Fachbereichsleiterin des FSW sollen die Prüfungen „in wenigen Wochen“ abgeschlossen sein. Erst dann könnten Menschen, die als tatsächlich bedürftig gelten, das ausstehende Geld rückwirkend erhalten. In der Zwischenzeit bleiben viele Betroffene auf Spenden angewiesen. Immer mehr Menschen suchen Unterstützung bei Hilfsorganisationen, die kostenlose Lebensmittelausgaben, Hygieneartikel und sogar Tierfutter bereitstellen. Auch das ukrainische Community-Center der Organisation Train of Hope verzeichnet laut Leiterin Nina Andresen eine wachsende Zahl Hilfesuchender.
Die verzögerten Auszahlungen betreffen jedoch nicht nur ukrainische Kriegsvertriebene. Ein Sprecher der Caritas Wien bestätigte, dass auch zahlreiche Asylwerberinnen und Asylwerber von den monatelangen Prüfungen betroffen seien.
Während die Verfahren noch andauern, bleibt die Situation für viele weiterhin ungewiss – eine Belastung, die durch die verschärften Richtlinien und die langen Wartezeiten verstärkt wird.
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