2900 Kündigungen bei Ford Köln geplant: 11.600 Mitarbeiter streiken

2900 Kündigungen bei Ford Köln geplant: 11.600 Mitarbeiter streiken

Erstmals in der fast 100-jährigen Geschichte der Ford-Werke in Köln treten die Beschäftigten in einen offiziellen Streik. Die IG Metall hat am Montag zu einem ganztägigen Ausstand aufgerufen, der am Mittwochmorgen beginnen und bis zum Ende der Nachtschicht am Donnerstag andauern soll. Damit erreicht der Konflikt um den geplanten Stellenabbau beim Traditionsunternehmen eine neue Eskalationsstufe.

Der Auslöser für den Streik ist der Konflikt um ein umfassendes Sparprogramm des US-Autokonzerns: Bis Ende 2027 sollen 2900 Stellen am Standort Köln gestrichen werden – das entspricht etwa jedem vierten Arbeitsplatz. Der Konzern begründet die Maßnahme mit notwendigen Kostensenkungen angesichts enttäuschender Absatzzahlen bei den neu eingeführten Elektromodellen. Die IG Metall hingegen spricht von einer „konzeptlosen Rosskur“, die den Standort Köln und die dortige Ford-Tochter existenziell gefährde.

Die Stimmung in der Belegschaft ist explosiv: Laut IG Metall sind 80 Prozent der Beschäftigten gewerkschaftlich organisiert. Eine kürzlich durchgeführte Urabstimmung ergab eine Streikbereitschaft von 93,5 Prozent – ein klares Signal an die Konzernspitze.

Sozialtarifvertrag gefordert

Die Gewerkschaft fordert einen Sozialtarifvertrag, der insbesondere für hohe Abfindungen, Qualifizierungsmaßnahmen und Insolvenzsicherheiten sorgen soll. Die Verhandlungen darüber sind ins Stocken geraten – trotz vorangegangener Warnstreiks im März und April. Der Betriebsrat wirft dem Management vor, bislang kein tragfähiges Konzept für die Zukunft des Standorts vorzulegen.

„Es ist Zeit für den Arbeitgeber, sich zu bewegen und eine Gesamtlösung für die Belegschaft in Köln zu ermöglichen“, sagte Betriebsratsvorsitzender Benjamin Gruschka. IG-Metall-Verhandlungsführerin Kerstin Klein erklärte gegenüber dem WDR, sie warte auf ein Gesprächsangebot von Ford – bislang vergeblich. Das Unternehmen selbst hat sich zum angekündigten Streik noch nicht geäußert.

E-Auto-Produktion als Problemzone

Ford hatte den Kölner Standort zuletzt vollständig auf die Produktion von Elektroautos umgestellt. Doch der erwartete Erfolg blieb aus: Die neuen Modelle verkaufen sich deutlich unter den Erwartungen, während die Produktionskosten hoch sind. Besonders betroffen vom geplanten Stellenabbau sind daher nicht unmittelbar produktionsrelevante Abteilungen wie das Entwicklungszentrum, das Ersatzteillager und der Werkschutz.

Zusätzlich verschärfte sich die Lage, als die US-Muttergesellschaft kürzlich eine interne Verlustübernahmevereinbarung für die Kölner Tochter aufkündigte – ein Vorgang, der unter Experten als drastisches Warnsignal gilt.

Der Streik am Mittwoch ist der erste offiziell von der IG Metall getragene Arbeitskampf bei Ford Köln. Der letzte große Protest fand 1973 statt – damals war das allerdings ein „wilder Streik“ türkischer Gastarbeiter, die sich gegen Massenkündigungen wehrten. Der damalige Protest wurde unter Ausschluss der Gewerkschaft und letztlich unter Einsatz der Polizei beendet.

Credit: APA

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