Skandal-Autor Thilo Sarrazin: „Ich war zu optimistisch“

Skandal-Autor Thilo Sarrazin: „Ich war zu optimistisch“

2010 präsentierte Sarrazin sein Buch in Berlin, begleitet von einem medialen Sturm. Mit mehr als 1,5 Millionen verkauften Exemplaren wurde es eines der erfolgreichsten Sachbücher der Nachkriegszeit. Seine Kernthese: Deutschlands Zukunft sei durch unkontrollierte Migration und mangelnde Integrationspolitik gefährdet. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten, insbesondere wegen seiner Aussagen zur Vererbbarkeit von Intelligenz.

Nun, 15 Jahre später, steht Sarrazin erneut vor Journalisten. Der Anlass: die Neuauflage seines Buches, ergänzt um aktuelle Daten und Kommentare. „Dieses Buch ist wichtig und wird es bleiben“, betont Verleger Michael Fleissner und äußert Sorgen um die Entwicklung Deutschlands. Sarrazin selbst sieht sich bestätigt: „Ich hatte in den meisten Punkten recht.“

Wo sich Sarazzin geirrt hatte

Er hat sein Buch nicht verändert, sondern mit neuen Erkenntnissen ergänzt. Er räumt ein, die Produktivitätsentwicklung und Geburtenrate zu optimistisch eingeschätzt zu haben. Andererseits habe er das Absinken Deutschlands in Bildungsstudien unterschätzt. Seine Prognosen zur Migrationsentwicklung seien von der Realität noch übertroffen worden: Während er 2010 von jährlich 50.000 bis 100.000 Zuwanderern ausging, lag die Nettozuwanderung 2023 bei 663.000 Personen, mehr als die Hälfte aus Asien und Afrika.

Sarrazin verweist auf die zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen und den wachsenden Einfluss migrantischer Milieus, die sich auch in politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen niederschlagen. Die AfD, die inzwischen bei etwa 20 Prozent in den Umfragen liegt, sieht er als Reaktion auf eine verfehlte Migrationspolitik. „SPD und CDU müssen eine Wende einleiten, sonst bleiben sie machtlos“, so Sarrazin.

Eine strikte Abgrenzung zur AfD hält er für unrealistisch: „Notfalls müssen einzelne Fragen auch mit der AfD entschieden werden.“

Migrationspolitik im Fokus

Besonders betont Sarrazin die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur. „2010 war die Annahme, dass die meisten Kinder in Deutschland von deutschen Eltern geboren werden. Heute hat etwa die Hälfte der Neugeborenen mindestens einen Elternteil mit Migrationshintergrund.“ Dabei verweist er darauf, dass viele dieser Menschen sich auch in dritter oder vierter Generation nicht als Deutsche identifizierten. Dies zeige sich unter anderem bei propalästinensischen Demonstrationen oder den hohen Zustimmungswerten für den türkischen Präsidenten Erdogan unter Deutschtürken.

Als Konsequenz fordert Sarrazin eine drastische Wende in der Migrationspolitik: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft, Einschränkungen des Asylrechts und eine Reform der Genfer Flüchtlingskonvention, die sich wieder auf europäische Kriegsflüchtlinge beschränken solle. Sollte das nicht möglich sein, müsse Deutschland aus dem Abkommen austreten.

 

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